Sonntag, 4. Februar 2024

Wir sind noch immer da: Teil eins

Seit mindestens 2000 Jahren wird in der Cajamarca-Keramik ständig eine Figur reproduziert. Die Stücke, die in den “Huacas” oder Heiligtümern der Berge verstreut sind, zeugen von dieser Präsenz. Die Figur hat ein Lächeln – mal mit Zähnen, mal ohne –, sie hat einen ovalen Kopf und verschiedene Proportionen und Formen: mit Haaren – hochstehend oder am Kopf liegend oder ganz ohne; mit kurzen oder langen Ohren oder gar keinen; mit Punkt-, Kreis- oder Doppelkreisaugen; mit Spiralen oder Federn oder ohne. In der andinen Welt existiert das Individuum, die isolierte Person, nicht: Das Wort suq (Quechua), das das eine benennt, ist dasselbe, das sich auf das andere bezieht. Einer ist der andere. Vielleicht erklärt sich so dieses andere Merkmal des Charakters: Die Figur trägt eine andere ähnliche Person in sich, als wäre es sein Inneres oder sein Zentrum. Dies wird durch die Tatsache bestätigt, dass er, wenn er nicht mit erhobenen Armen dargestellt ist, sich auch mit anderen verflechtet. Aber der Charakter liegt nicht nur in der Keramik. Er ist auch in der Felsmalerei – der entferntesten Manifestation der Kultur – präsent, was seine Kontinuität demonstrieren könnte. Auf den Klippen vom heiligen Apu Yamalán – deren Fußabdrücke nicht weniger als achttausend Jahre alt sein könnten – haben wir ein ähnliches, großes, rot gemaltes Bild gefunden.
Alfredo Mires
in: El Ñaupa

                                                    

Liebe Leser,
In den letzten Monaten, nach dem Tod von Alfredo Mires, konnten wir den Missbrauch seiner Bücher, Texte, Bilder und Nachbildungen beobachten. Als Netzwerk und Familie haben wir das Urheberrecht an diesen Publikationen und versuchen diese auf unterschiedliche Weise zu schützen. Das Teilen dieses Textes – die Einleitung von „El Ñaupa“ – ist eine dieser Möglichkeiten.
Vielen Dank für die Weiterverbreitung, das Lernen und dafür, dass Sie uns helfen, das intellektuelle und künstlerische Erbe von Alfredo sowie den Mitgliedern unseres Netzwerks, die an der Produktion der Bücher beteiligt sind, zu schützen.
                                                         

                                                      

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